Roboter als soziale Artefakte
Bei der Gestaltung von Interfaces werden häufig Gesten menschlicher Kommunikation zur Instruktion von interaktiven Produkten eingesetzt. Besonders deutlich zeigt sich dieses beim Entwurf von „sozialen Robotern“, die eine Metapher menschlicher Kommunikation darstellen. Diese Form der Mensch-Maschine-Kommunikation hat den Vorteil, dass potenzielle Benutzer bereits instruiert sind – sie projizieren selbsterfahrenes Wissen sozialer Interaktion auf die Maschinenbedienung. Deshalb kommunizieren Soziale Roboter verbal und nonverbal, sie besitzen algorithmisierte Emotionen, Bedürfnisse, Motivationen und Ziele – kurz: sie stellen sich uns als pseudosoziale Artefakte vor.
Um eine natürlich menschliche Kommunikation mit Robotern zu initiieren, werden menschliche Körper formalästhetisch gänzlich oder teilweise imitiert. Die menschliche Form ist häufig unumgänglich, um bedeutungsreiche nonverbale Signale der Kommunikation einzusetzen. So sind bspw. emotionale Gesichtsausdrücke in der Natur ausschließlich durch die menschliche Form artikulierbar. Dies hat zur Folge, dass uns bei steigender Menschenähnlichkeit uns Roboter nicht nur vertrauter, sondern auch menschlicher erscheinen. Tatsächlich werden Robotern in Abhängigkeit der Menschenähnlichkeit Eigenschaften zugeschrieben, die ausschließlich Menschen besitzen (Anthropomorphismus). Insbesondere bei Robotern mit einer sehr hohen Ikonizität zur menschlichen Form werden jedoch aufgrund diverser Limitationen oftmals ästhetische Standards verletzt, die zu einem vielfach untersuchten Gefühl von Unbehagen führen können. Deshalb ist es eine strittige Frage, wie menschenähnlich Roboter erscheinen sollten und wie technische Grenzen eines solchen Interfaces durch eine Form überhaupt mitgeteilt werden können.
Diesbzgl. sind Entwickler und Designer in der Lage, wahrgenommene Qualitäten sozialer Roboter mittels evolutionärer Signale zu manipulieren. In zahlreichen Laborexperimenten hat sich nicht nur herauskristallisiert, dass menschenähnliches Verhalten und Aussehen die Vorhersagbarkeit und Akzeptanz von Robotern signifikant erhöhen können; es ist auch deutlich geworden, dass Roboter nach menschlichen Standards kategorisiert werden. So werden z.B. feminin und maskulin erscheinende Roboter nach menschlichen Vorbildern stereotypisiert und Roboter aus eigenen Kulturkreisen als positiver bewertet.
Bevor soziale Roboter in einer absehbaren Zukunft zu Konsumprodukten werden, muss diskutiert werden, wie die Werkzeugqualitäten dieser Maschinen einzuschätzen sind und wo diese überhaupt Anwendung finden könnten. Interessanterweise scheinen solche Roboter gegenwärtig vor allem in den Bereichen Spielzeug und Pflege bzw. Therapie eingesetzt zu werden. Letzteres ist vor allem als kritisch zu betrachten, denn insbesondere hier sind stereotype Kommunikationsmuster vermutlich nicht ausreichend.
Frank Hegel hat Industrial Design an der Universität Wuppertal studiert und wurde 2009 an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 673 (Alignment in Communications) zum Dr.-Ing. promoviert. Seit 2010 ist er postdoktoraler Mitarbeiter im Exzellenzcluster Cognitive Interaction Technology (CITEC) zum interdisziplinären Themenkomplex „Soziale Roboter“ an der Universität Bielefeld.